Wir brauchen Verstärkung (Teil1)

MKramer | Eintrag vom 05.02.2012

Hallo liebe CardCoaches Mitglieder,

mein Name ist Matthias Kramer, ich bin 26, Student und spiele Poker seit 2006. Ich spiele Volleyball (Indoor aktiv als Mittelblocker und Outdoor for fun), reise sehr gerne, lese viel und interessiere mich für allerlei wissenschaftliche, gesellschaftliche sowie Self Improvement Themen.

 

In meinem Blog möchte ich euch Einblicke in meinen Alltag und Dinge die mich interessieren geben und auch versuchen für mich selbst ein bisschen Selbstreflektion zu betreiben, besonders im Hinblick auf das Pokern und wie ich es in meinen Lifestyle integriere. Sehr gerne gehe ich auch auf Themenwünsche von euch ein.

 

Als meinen Einstieg möchte ich ein psychologisches Thema wählen das mich privat sehr beschäftigt und dem mein aktueller Lebenslauf auch teilweise geschuldet ist. Es geht um das Poker Mindset (im Forum wird auch dazu diskuttiert: http://forum.cardcoaches.net/psychologie-56/wie-wichtig-ist-dass-pokermindset-125/ ).

 

Das Poker Mindset

Zur Begriffsklärung: Mind ist unser Verstand,  das Set eine Menge von Elementen. Es geht hier also nicht um eine wohldefinierte Einheit sondern um ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren (Elementen). Unser Mindset gibt vor wie wir mit dem Pokern umgehen in allen möglichen Phasen, z.B.

 

vor, während und nach einer Hand oder Pokersession.

 

Ein gutes Mindset zeichnet sich dadurch aus dass wir unsere theoretischen Pokerfähigkeiten voll ausschöpfen können um unserem uns gesetzten Ziel nahe zu kommen oder es gar zu überschreiten, Wohlbefinden und Glücklichsein setzen ein.

 

Ein schlechtes Mindset kann Grund dafür sein, dass wir trotz starker Kenntnisse der Theorie keine Gewinne erwirtschaften und unglücklich sind mit dem Spiel und uns selbst.

 

Es gibt keine optimale Lösung wie das richtige Mindset aussehen muss, dies ist sehr individuell und hängt z.B. von den Faktoren

  • Persönlichkeit des Spielers
  • Umfeld des Spielers
  • Ambitionen/Ziele des Spielers

ab.

 

In diesem Kontext möchte ich nur auf Spieler eingehen die das Pokern ambitioniert betreiben und damit ein (Neben-) Einkommen erzielen wollen.

 

Wie in oben genanntem Thread von mir bereits erwähnt halte ich den Begriff Backup für sehr entscheidend und möchte in diesem Eintrag diesen Faktor zu erklären und zu verdeutlichen wie er sich auf unser Mindset auswirkt.

 

Das Backup

Kann Tilt und Frust oberflächlich verhindert werden?


Ein schlimmer Pokerabend geht zu Ende, große Verluste machen viel Zeit und Geld zunichte, die Welt war grausam zu dir, rechtschaffene Spieler dürften nicht mit solchen Schicksalsschlägen konfrontiert werden. Völlig verständlich dass du nach einer Session die einem blutigen Massaker (zu deinen Ungunsten) glich deinen Frust rauslässt und versuchst auch deinen Kontrahenten, die scheinbar von höheren Mächten bevorzugt werden, Leid zuzufügen.

Selbstjustiz befördert dich zum Table Sheriff und mit eiserner Hand regierst du den Tisch, leider ist deine Munition zugleich auch dein Geld und dieses verfeuerst du in Rage.

 

Nach diesem Ereigniss bekommst du wieder einen klaren Kopf und reflektierst die Situation, was machen? Natürlich erst den Bad Beat posten, im Forum, Facebook und bei der Freundin auf den Frühstückstisch.

Ja, wir werden gerne getröstet und mögen es wenn unsere Freunde, Bekannte oder auch fremde Community Mitglieder uns bemitleiden (there, there in Sheldon Coopers Worten), diesen bösen 1Outer hast du nicht verdient, da sind sich alle in deinem Umfeld einig.

Aber dieser Trost und auch deine Besserungsgebote an dich selbst (ich werde nie wieder tilten!) sind nur eine kurzfristige Lösung des Problems, stattdessen wollen wir die Wurzel packen.

 

Die Wurzel

Unser Verstand ist nicht darauf ausgelegt dass wir für eine perfekte Handlungsweise (die Hand optimal gespielt) bestraft werden.

Unsere Gesellschaft ist darauf ausgelegt, dass wir für Gutes belohnt und für Schlechtes bestraft werden, das ist eingebrannt in unser Gehirn, wir kennen es nicht anders.

 

Tja, das interessiert beim Pokern leider nicht mehr, hier kommt niemand zu Hilfe wenn der böse Nachbarsjunge dir den Fußball geklaut hat obwohl du ihm einen Mesut Özil Sammelaufkleber geschenkt hast. Und wenn wir ganz ehrlich sind: es wird verdammt schwer diese Denkweise komplett abzulegen und völlig klarzukommen mit dieser kurzfristigen Willkür der Pokervarianz. Das Gesetz der großen Zahlen ist uns völlig bewusst, aber wir brauchen das Geld nicht in 10 Jahren sondern wir möchten bitte bald unserern Ertrag sehen.

 

Es ist auch gar nicht nötig 100% mit dieser Varianz klarzukommen, wir sind keine Roboter sondern Menschen, also machen wir doch das was wir am besten können: Wir überlegen uns wie wir uns durch Hilfsmittel verbessern können um unser Problem zu lösen oder zumindest zu minimieren.

 

Was wir brauchen? Verstärkung (Backup)!

 

Am Tisch und im Gehirn, Verstärkung Nummer 1

Folgende Situation: wir sitzen am Tisch und sind gegen den Maniac unserer Träume in eine Hand verwickelt. Wir halten ein Traumblatt und schaffen es ihn am Flop Allin zu bringen.

Die typische Leidensgeschichte des Pokerns in 3 Akten (Flop, Turn, River) vollzieht sich und unser unbesiegbar scheinendes Blatt wird unrühmlich geschlagen durch die unwahrscheinlichsten Wendungen. Sein Chipzähler steigt, dir bleibt nichts außer der Gewissheit dass der Pot zu 98% dir gehören sollte.

 

Frage dich selbst: wie reagierst du in dieser Situation, was empfindest du, wie wirst du weiterspielen?

 

...Aber Moment, nicht so stürmisch, kann diese Situationsbeschreibung ausreichen um diese Frage zu beantworten? Ich hoffe nicht, falls du auch weitere Informationen verlangst, so befinden wir uns auf dem richtigen Weg dein Mindset zu erschließen. Stelle dir 2 Szenarien vor:

 

a) Diese 100 Hände währende Session ist die einzige seit 4 Wochen für dich. Du hast in diesem Moment durch den verlorenen All-In 40% deiner Bankroll eingebüßt da du über deinen Verhältnissen gespielt hast weil dieser Gegner dir zu profitabel erschien und du dein Glück versucht hast.

 

b) In den vergangenen Wochen hast du diszipliniert ein hohes Spielpensum erreicht. Der Verlust des Allins ist ärgerlich, beträgt de facto aber nur 2% deiner gesamten Bankroll.

 

Es sollte offensichtlich sein dass wir in Fall b) deutlich weniger affektiert werden durch den Ausgang dieser Hand, sie ist nur eine von vielen und der Verlust nur 1/50 deines Poker-Vermögens.

 

Wir sehen hier also schon den ersten Punkt den es braucht um unser Mindset zu stärken, das erste Element für unser Set: ein Bankrollmanagement das zu uns passt.

 

1) Das BRM und wieso es nicht zu sicher sein darf

Stelle dir nun vor dieser Verlust wäre nur 0,1% (also 1$ wenn du 1000$ auf deinem Konto hast) - würde dich das überhaupt noch interessieren? Wohl kaum. Das Problem: das Voranschreiten dauert dementsprechend auch länger, du tauscht Wohlbefinden am Tisch gegen schnelles vorankommen in den Limits ein.

 

Dies ist auch nichts Verwerfliches, das wichtige am BRM ist, dass es jeder Person freisteht es für sich selbst festzulegen.

Du kommst nicht klar wenn du an einem Tag mal 10% deiner Bankroll verlierst? Dann fahre ein sehr konservatives BRM.

Wichtig ist nur dass du dich damit wohlfühlst und es deinen Ambitionen sowie deiner Persönlichkeit, aber auch deinem Umfeld (eventuell bist du von dem Pokergeld finanziell abhängig und kannst keine Risiken eingehen) entspricht.

 

 

Fortsetzung folgt...

 

 

Beste Grüße, ich freue mich auf euer Feedback,

 

Matthias Kramer

 

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